Wenn der eigene Hund plötzlich trinkt wie ein Kamel, ständig hungrig ist und trotzdem an Gewicht verliert, schrillen bei vielen Halter:innen die Alarmglocken. Hinter diesen Symptomen kann eine ernsthafte Stoffwechselerkrankung stecken, nämlich Diabetes mellitus. Was das genau bedeutet, wie Du die Krankheit erkennst und Deinem Vierbeiner ein gutes Leben ermöglichst, erfährst Du hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Diabetes beim Hund ist meist Typ 1: Das heißt, die Bauchspeicheldrüse produziert kein oder zu wenig Insulin. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber gut behandelbar.
- Frühe Anzeichen erkennen: Vermehrtes Trinken, häufiges Wasserlassen, Heißhunger und Gewichtsverlust sollten unbedingt tierärztlich abgeklärt werden.
- Regelmäßige Insulingabe ist entscheidend: Mit der richtigen Dosis, angepasstem Futter und guter Beobachtung kannst Du Deinem Hund ein langes, beschwerdefreies Leben ermöglichen.
Was ist Diabetes beim Hund genau?
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Dabei kann der Körper den Zucker (Glukose) aus dem Blut nicht mehr richtig verwerten, weil Insulin fehlt, oder weil es nicht wirkt. Insulin ist ein Hormon aus der Bauchspeicheldrüse. Es sorgt dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Körperzellen gelangt. Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt.
Beim Hund handelt es sich fast immer um Diabetes Typ 1. Das bedeutet, dass die Insulinproduktion gestört, oder ganz ausgefallen ist. Das Hormon muss daher ein Leben lang von außen zugeführt werden.
Die Krankheit tritt bei etwa 1 von 200 Hunden auf. Besonders häufig betroffen sind ältere Hunde, kleine Rassen wie Terrier oder Dackel und nicht kastrierte Hündinnen. Auch Übergewicht, genetische Veranlagung oder hormonelle Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom können das Risiko erhöhen.
Welche Symptome deuten auf Diabetes hin?
Viele Anzeichen sind unspezifisch. Trotzdem gibt es typische Warnsignale, die Du ernst nehmen solltest:
- Polydipsie: Dein Hund trinkt plötzlich sehr viel.
- Polyurie: Er muss deutlich häufiger urinieren.
- Polyphagie: Er hat ständig Hunger.
- Gewichtsverlust: Trotz Fresslust nimmt er ab.
- Mattigkeit: Er wirkt müde und teilnahmslos.
- Schlechte Wundheilung: Selbst kleine Verletzungen heilen langsam.
Kommt Dir eines oder mehrere dieser Symptome bekannt vor? Dann sollte ein Besuch beim Tierarzt nicht aufgeschoben werden. Der Tierarzt nimmt hierbei Blut und Urin ab. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert sowie Glukose im Urin sind verdächtig. Um sicherzugehen, wird meist ein sogenannter Fruktosaminwert gemessen. Dieser zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten ein bis zwei Wochen.
Die Diagnose ist in der Regel eindeutig, doch die Herausforderung beginnt erst danach. Jetzt muss die passende Insulindosis gefunden werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Diabetes beim Hund lässt sich nicht heilen, aber sehr gut kontrollieren. Die Therapie basiert auf drei Säulen:
- Insulingabe: Insulin wird in der Regel zweimal täglich direkt unter die Haut gespritzt. Das klingt schlimmer als es ist, denn mit etwas Übung klappt das problemlos zu Hause. Wichtig ist, dass Du konsequent bei der Uhrzeit bleibst und stets die gleiche Menge gibst (sofern nicht anders verordnet).
- Angepasste Ernährung: Ein gleichbleibender Futterplan hilft, den Blutzucker zu stabilisieren. Ideal sind spezielle Diabetikerfutter mit hohem Faseranteil und wenig Zucker. Leckerlis? Ja, aber nur geeignete und in Maßen.
- Regelmäßige Kontrolle: Anfangs sind häufige Blutzuckermessungen nötig. Manche Halter:innen nutzen dazu ein Glukosemessgerät für Tiere. Auch Tierarztbesuche zur Langzeitkontrolle bleiben wichtig.
Natürlich bringt die Diagnose vor allem zu Beginn Veränderungen mit sich. Es gilt, neue Routinen zu entwickeln, Insulinspritzen zu lernen und den Hund genau zu beobachten. Viele Hunde gewöhnen sich jedoch erstaunlich schnell an das neue Leben. Sie spüren instinktiv, was ihnen guttut und Du wirst zum echten Expert:in für Deinen Vierbeiner.
Eine feste Tagesstruktur, pünktliche Fütterung und die richtige Bewegung helfen enorm. Spaziergänge direkt nach der Insulinspritze? Ideal! So sinkt der Blutzuckerspiegel nicht zu stark. Denn Bewegung ist für Hunde mit Diabetes in Maßen wichtig. Ein gleichmäßiges Aktivitätsniveau hilft, Schwankungen beim Blutzucker zu vermeiden. Extreme Belastungen oder plötzlich lange Wanderungen solltest Du lieber vermeiden.
Auch Hundesport ist grundsätzlich möglich, wenn die Insulingabe, das Futter und die Bewegung gut abgestimmt sind. Frag im Zweifel Deine Tierärzt:in.
Was passiert, wenn Diabetes unbehandelt bleibt?
Ohne Behandlung ist Diabetes lebensgefährlich. Der hohe Blutzucker schädigt Gefäße, Nerven und Organe. Es drohen schwere Folgekrankheiten wie:
- Katarakt (Grauer Star): Besonders häufig, kann zur Erblindung führen.
- Harnwegsinfekte: Zucker im Urin fördert Keime.
- Ketoazidose: Stoffwechselentgleisung mit Erbrechen, Apathie und Lebensgefahr.
Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Prognosen. Auch wenn die Behandlung manchmal aufwendig erscheint, lohnt sie sich definitiv.

Was kostet die Behandlung?
Die Kosten setzen sich aus folgenden Punkten zusammen:
- Insulin: ca. 20–50 € pro Monat, je nach Präparat.
- Spritzen und Zubehör: ca. 10–20 € monatlich.
- Tierarztbesuche: Je nach Verlauf. Anfangs häufiger, später seltener.
- Spezialfutter: Etwas teurer als herkömmliches Futter.
Insgesamt liegen die laufenden Kosten bei etwa 60–100 € monatlich. Diese sollten einkalkuliert werden, sind aber gut investiert in ein langes, gesundes Leben Deines Hundes.
💡 Wusstest Du, dass…?
- Auch Hunde an Unterzuckerung leiden können? Wenn zu viel Insulin gespritzt wurde oder das Tier nicht frisst, droht eine Hypoglykämie. Erste Anzeichen sind Zittern, Unruhe oder Schwäche. In solchen Fällen hilft oft etwas Traubenzucker.
- Hündinnen doppelt so häufig betroffen sind wie Rüden? Der Grund liegt in hormonellen Schwankungen, die die Insulinwirkung beeinflussen. Eine Kastration kann daher therapeutisch sinnvoll sein.
- Grauer Star (Katarakt) eine typische Folge ist? Viele Hunde mit Diabetes entwickeln innerhalb eines Jahres eine Linsentrübung. Eine rechtzeitige Operation kann das Augenlicht erhalten.
Fazit: Ein gutes Leben trotz Diabetes
Diabetes beim Hund ist kein Todesurteil. Mit der richtigen medizinischen und mentalen Einstellung lässt sich der Alltag gut meistern. Viele Hunde leben trotz der Erkrankung über Jahre hinweg aktiv und zufrieden.
Wichtig sind vor allem Wissen, Beobachtung und Geduld. Wenn Du die ersten Hürden bewältigt hast, wirst Du schnell sehen, wie viel Lebensqualität Dein Hund behalten kann.